Mit dem Bruderhahn in die Geflügelwirtschaft der Zukunft
Positionspapier der Brudertier Initiative Deutschland
5. September 2023
In den aktuellen Debatten um die Auswirkungen des am 1. Januar 2022 in Kraft getretenen Kükentötenverbots in Deutschland, wird die Bruderhahnaufzucht bisweilen als unwirtschaftlich kritisiert. Mit dem vorliegenden Positionspapier ruft die Brudertier Initiative Deutschland e.V. (BID) noch einmal ins Bewusstsein: Bruderhähne aufzuziehen ist für die Gestaltung einer ökologischen Geflügelwirtschaft unabdingbar. Die BID fordert die Biobranche und Verbraucher:innen auf, diese Gestaltung weiter tatkräftig zu unterstützen.
Die aktuelle Situation: Krise und Kritik
Seit knapp anderthalb Jahren gilt in Deutschland das gesetzliche Verbot, Hühnerküken zu töten (§ 4c TierschG). Daraus folgt: Entweder müssen die Hähne aufgezogen oder männliche Embryonen bereits im Brutei erkannt und aussortiert werden. Da sich derzeit die meisten Bioverbände gegen eine Geschlechtsbestimmung im Ei ausgesprochen haben, müssen die meisten geschlüpften Hähne im Verbandsbio-Bereich aufgezogen werden. Die Voraussetzungen dieser Aufzucht sind je Verband unterschiedlich geregelt und kontrolliert (siehe Anhang).
Gleichzeitig sind aufgrund des Kriegs in der Ukraine Energie- und Futterkosten extrem gestiegen, die Inflationsraten sind hoch und die Biobranche kämpft wegen der aktuell großen Preissensibilität von Verbraucher:innen mit einer Absatzkrise. Insbesondere die Nachfrage nach Premium-Bio-Eiern ist eingebrochen und erholt sich nur langsam. In diesem Umfeld stellt die Bruderhahnaufzucht eine zusätzliche Belastung der Erzeugerbetriebe dar, weil sie viel Futter erfordert und zu erhöhten Eierpreisen führt.
Das ist einer der Gründe, aus denen die Bruderhahnaufzucht in der öffentlichen Debatte von manchen Akteur:innen stark kritisiert wird. Zu den häufigsten Kritikpunkten nehmen wir im Folgenden Stellung.